von Charlyroßmann » 24.11.2011 - 11:08
Hallo!
Uraltes Thema, aber immer wieder aktuell.
Das Erste, was man machen kann, aber dafür ist es für dich, Verena, wahrscheinlich zu spät, ist Vorbeugung, das heißt, gute Wasserpflege.
Meine Erfahrung ist, je besser ein Aquarium gefiltert ist, um so weniger habe ich Probleme mit Oodinium. Konkret: Trichogaster labiosa, ein Fisch, der schon weiße Punkte kriegt, wenn man nur an Oodinium denkt. Vor allem bei dem weichen Wasser, das bei mir zum Glück aus der Leitung fließt. Oodinium scheint in weichem Wasser besonders gut zu gedeihen. Saures Wasser könnte Oodinium auch begünstigen, aber das könnte an der organischen Verunreinigung liegen, mit der saures Wasser in der Aquaristik ja meist verbunden ist.
Seit ich als großer Technikskeptiker zähneknirschend an den Becken mit den labiosa(150 l) den kleinsten Eheim, den es gibt, laufen habe, ist es mit Oodinium vorbei. Auch die anderen Empfindlinge(kleine Aplocheilus) sitzen in Becken, die mit einem Blubberfilter vom Wasserdurchsatz her eigentlich überfiltert sind. Seitdem ist Oodinium für mich Geschichte(hoffentlich).
Ob die Oodiniumschwärmer im Filter hängenbleiben oder ob sie ein gewisses Maß an organischer Verschmutzung brauchen, das in stark gefilterten Becken nicht da ist, kann ich nicht sagen. Ich bilde mir aber ein, daß tote "organische" Einrichtungsgegenstände, also Wurzeln, Laub usw. Oodinium begünstigen. Bei der Jungfischaufzucht setze ich dem Wasser einen bis zwei Teelöffel Salz auf zehn Liter zu. Das scheinen die Oodiniumschwärmer nicht zu vertragen, außerdem leben die Artemia-Nauplien länger, d.h. die Wasserbelastung bleibt geringer.
So, mein alter Deutschleher würde jetzt sagen: "Thema verfehlt!", weil Verena ja nicht wissen will, wie man Oodinium verhindert, sondern wie man es bekämpft.
Da gibt es mehrere Methoden und wie immer, wenn es in der Medizin mehrere Methoden gibt, hilft jede nicht so richtig. 2-amino-5-nitrothiazol war lange ein Geheimtipp. Das Zeug wird im Handel als Spirohexol oder Hexa-Ex verkauft, eigentlich gegen Flagellaten, aber es wirkt auch gegen Oodinium, richtig zufriedenstellend aber nur, wenn es mit einer Salzzugabe kombiniert wird. Ich habe vor einiger Zeit gute Erfahrungen mit dem guten alten Esha 2000 gemacht. Seit der Hersteller nicht mehr geheimniskrämert, sondern die Inhaltsstoffe auf die Flasche schreibt, kann man das Zeug guten Gewissens kaufen. Und in weniger schlimmen Fällen hilft ein ordentlicher Salzzusatz. Ein Teelöffel auf fünf Liter Wasser wird gut vertragen. Bei Bedarf kann man ruhig höher gehen, es ist erstaunlich, wieviel Kochsalz auch Weichwasserfische vertragen. Und, wer das Gück hat, daß bei ihm hartes Wasser aus der Leitung fließt, sollte vor allem zur Aufzucht nicht unnötig zu weiches Wasser verwenden. Viele Fische brauchen sehr weiches und sehr saures Wasser nur zum Ablaichen und zur Laichentwicklung. Sind die Jungen geschlüpft, kann man sukzessive aufhärten. Es ist grober Unfug, z. B. kleine Betta imbellis unter Schwarzwasserbedingungen aufzuziehen. Die gedeihen auch bei 15-20 GH und neutralem pH hervorragend.
Gruß
Charly
"wir müssen uns Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen" A. Camus
" wir müssen uns Camus als Dummschwätzer vorstellen" Sisyphos