Hallo in die Runde,
schön, dass das Thema auf breiteres Interesse stößt, das freut mich. Schön wäre es, wenn ein Befähigter die entsprechenden Beiträge in einem neuen Thread versammeln könnte.
Also, ich kenne zwar die Studie nicht, von der ihr schreibt (gibt es einen Link?), aber ich stimme mit euch absolut überein, dass der Bärenanteil beim Artenaussterben durch Lebensraumverlust und Gewässerverschmutzung verursacht wird. Bei den Labyrinthern sind es wohl im Wesentlichen die sich ausbreitenden Palmölplantagen, die den Lebensraum nehmen. Dazu tragen wir auch bei, indem wir Palmöl-Produkte wie z.B. Nutella, Margarine und Kosmetik konsumieren. Angeblich sind in 50 % der Produkte, die in deutschen Supermärkten angeboten werden, Palmöl enthalten (
https://de.wikipedia.org/wiki/Palm%C3%B6l). Das ist zwar auch ein extrem interessantes Thema, aber hier nicht unseres.
Mir geht es stattdessen um den sehr kleinen, "einstelligen Prozentanteil", den wir als Labyrinthfisch-Käufer, als Labyrinthfisch-Mitbringer und indirekt als Veröffentlicher von Fundortauffindungsbeschreibungen indirekt zum Aussterben von Arten beitragen.
@Thomas:
Das Argument des verantwortungsvollen Umgangs von Einheimischen mit den Labyrinthfischpopulationen bezweifle ich stark. Gerade die Fischfangindustrie hat über Jahrzehnte bewiesen, dass der umtriebige Unternehmer in erster Linie das schnelle Geld im Wasser schwimmen sieht, was zur größtenteils hoffnungslosen Überfischung der Weltmeere geführt hat. Erst als irreparable Zustände eingetreten sind, wurde nach Nachhaltigkeit gefragt. Die vergleichsweise arme Landbevölkerung Südostasiens, die auf Zusatzeinkünfte angewiesen ist, wird es möglicherweise nicht anders handhaben. Aber das ist meine Meinung, belegen kann ich es im Moment nicht.
@Detlef:
Natürlich sind die meisten Populationen der von uns gepflegten Fische so stabil, dass einzelne Entnahmen zu Hobbyzwecken keinen Einfluss haben. Aber es gibt eben auch die Arten und Fundortvarianten, die nach bisherigem Erkenntnisstand so extrem kleine Verbreitungsgebiete aufweisen, dass Fehler einzelner Fischfänger eben doch einen riesigen Effekt haben können, egal ob durch wilde Überfischung, durch einen in den Bach gefallenen Benzinkanister oder sonstige Schadstoffeinbringung in einen Bach.
@Frank:
Der Anbieter der Betta simplex Wildfang war übrigens tropicwater.eu. Am 3.9. waren die simplex drauf, derzeit stehen Wildfänge von Betta ferox drauf, die zwar auch auf der Roten Liste stehen, aber nicht als "vom Aussterben bedroht" eingeordnet sind.
Also nach meinen Recherchen ist die Rote Liste vom IUCN ein "Indikator für den Zustand der Biodiversität" (siehe hier:
http://www.wwf.de/themen-projekte/weite ... ter-arten/). Sie hat aber keinerlei rechtliche Bindungskraft. Der rechtliche Rahmen für den Handel von Lebewesen wird durch mehrere nationale und internationale Abkommen wie dem Washingtoner Artenschutzabkommen CITES festgelegt. Auf letzterem sind allerdings lediglich 5600 Tierarten drauf. Ob Betta simplex oder andere Labyrinther darunter sind und der Handel dann strafbar wäre, habe ich noch nicht rausfinden können, wahrscheinlich eher nicht.
@Michaela:
Ja, wir stimmen absolut überein: für die gezielte Nachzucht ist die FO-Angabe à la "Betta simplex, Krabi, Sra Kaew" extrem wichtig. Aber nicht wichtig für uns sind die GPS-Koordinaten eines Fundortes sowie die Beschreibung, an welcher Kreuzung ich wohin abbiegen müsste, um zum genauen Fundort zu gelangen.
Übrigens, der Ursprung meiner Überlegungen war folgender Beitrag im Deutschlandfunk:
http://www.deutschlandfunk.de/weltarten ... _id=367370Da geht es zwar um Reptilien in Südostasien wie den "Psychedelischen Felsengecko", und dort ist durch die traditionelle chinesische Medizin ein viel stärkeres Motiv vorhanden, doch in Grenzen halte ich den Sachverhalt auf unser Hobby übertragbar.
Schönen Rest-Feiertag allen!
Beste Grüße
Matthias